37. Am Sontage Trinitatis

[228] Rom. 11.


Auff den 113. Psalm

Nun lobt den Herren, ihr sein Knecht.


O selig ist ein solcher Mann,

Der etwas nur von weiten kan

Der Weißheit Gottes innen werden,

Dieweil ihr Reichthumb höher geht,

Als wo deß Himmels Spitze steht,

Und tieffer als der Grund der Erden.
[228]

Wem stellst du dein Gerichte für,

O Vatter, daß du einig dir

Für allen Menschen hast verborgen?

Was kan der Sterblichen Verstand?

Wer hat deß Herren Sinn erkand?

Wer darff für seinen Rathschlag sorgen?


Wer hat ihm etwas doch geschenckt,

Der auff Vergeltung noch gedenckt,

Die ihm hergegen jetzt gehöre?

Diß alles ist und war vorhin

Von ihm und in ihm und durch ihn,

Ihm sey unendlich Preiß und Ehre.

Quelle:
Martin Opitz: Weltliche und geistliche Dichtung, Berlin und Stuttgart [1889], S. 228-229.
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