42. Am 5. Sontage nach Trinitatis

[231] 1. Petr. 3.


Auff den 133. Psalm

Schau, wie so fein und lustig ist zu sehen.


Ihr allesampt sollt haben gleiche Sinnen,

Sollt freundlich sein, einander Gutes gönnen:

Thut wol dem, der euch übel meint,

Flucht jemand euch, so seyd ihm drumb nicht feind,

Ja segnet ihm, weil sein Fluch nicht verterbt,

Und ihr den Segen dennoch erbt.


Wer leben will und gute Tage kriegen,

Halt' an die Zung' und lasse sie nicht triegen,

Er handle wol und liebe Ruh.

Dem Frommen siht deß Herren Auge zu:

Er höret ihn, wann er die Stimm erhebt,

Und kennt den, der nicht ehrbar lebt.


Kein Mensch kan euch, thut ihr, was recht ist, schaden,

Und, da sie auch zu Unrecht euch beladen,

So bleibt euch doch die Seligkeit.

Erschrecket nicht, ihr Trutz geht überhin:

Stellt nur auff Gott den Herren Hertz und Sinn

Und heiligt ihn zu aller Zeit.

Quelle:
Martin Opitz: Weltliche und geistliche Dichtung, Berlin und Stuttgart [1889], S. 231.
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