41. Am 4. Sontage nach Trinitatis

[230] Rom. 8.


Auff den 34. Psalm

Ich will nicht lassen ab.


Jech gläube recht und wol,

Daß alles Leyden dieser Zeit,

Nicht würdig sey der Herrligkeit,

Die uns erfreuen soll.

Was ist und werden mag,

Was lebt und schwebt auff dieser Welt,

Hat seine Hoffnung recht gestellt

Auff jenen grossen Tag.


Die Creatur sieht an,

Wie sehr sie unterworffen sey,

Sie hofft von dem zu werden frey,

Was ihr wird angethan.

Sie selbst soll auch wie wir

Bekommen Glantz und klaren Schein,

Soll Gottes Volcke dienstbar seyn,

In einer neuen Zier.


Sie sehnt sich immerdar

Und sihet stündlich, ob dann nicht

Verhanden sey ihr Tageliecht,

Wie wir auch, Gottes Schar,

Wir Schar deß Geistes, stehn

Und warten embsig für und für,

Ob die Erlösung gantz nicht schier

Mit Freuden an will gehen.

Quelle:
Martin Opitz: Weltliche und geistliche Dichtung, Berlin und Stuttgart [1889], S. 230-231.
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