5. Am H. Christtage

[205] Tit. 3.


Auff den 92. Psalm

Es ist ein billich Dinge.


Das Gnadenliecht deß Herren

Ist durch das schöne Zelt

Der gantzen grossen Welt

Erschienen weit und ferren;

Es leuchtet unsern Wegen,

Heist uns der Wercke Schein,

Dem Gott pflegt feind zu seyn,

Weit weg und von uns legen.
[205]

Wir solln die Lust verlieren

Zur Lust und Sicherheit,

Mit Zucht und Frömigkeit,

Mit Gottesfurcht uns zieren:

In warer Hoffnung leben

Auff Freud' und Himmelslust,

Die jetzt noch unbewust

Und Christus uns wird geben.


Der Heyland ist gestorben

Mit Langmut und Gedult

Für unsre schwere Schuld,

Und hat uns Gnad erworben,

Die Hertzen so zu stercken,

Zu machen frey und rein,

Damit wir mögen seyn

Geschickt zu guten Wercken.

Quelle:
Martin Opitz: Weltliche und geistliche Dichtung, Berlin und Stuttgart [1889], S. 205-206.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Geistliche Dichtungen
Weltliche und geistliche Dichtung, hrsg