54. Am 17. Sontag nach Trinitatis

[238] Ephes. 4.


Auff den 33. Psalm

Wol auff, ihr Heiligen und Frommen.


Ich, zwar Gefangner Gottes wegen,

Doch der euch gleichwol hertzlich liebt,

Bitt' euch, daß ihr auff euren Stegen,

Im Geiste recht zu gehn euch übt;

Liebt der Demuth Gaben,

Denckt Gedult zu haben,

Neidet stoltzen Wahn;

Knüpfft zum Glaubenspfande

Mit deß Friedens Bande

Hertz und Sinnen an.


Hegt keinen andern Zanck noch Streiten,

Als wegen Lieb und Treu allein

Und laßt bey euch auff allen Seiten

Ein Hertz und ein Gemüthe seyn,

Als wie euch auch führet

Ein Gott und regieret,

Herr in Ewigkeit,

Der euch hat gegeben

Tauffe, Geist und Leben,

Was ihr könt und seyt.

Quelle:
Martin Opitz: Weltliche und geistliche Dichtung, Berlin und Stuttgart [1889], S. 238.
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