53. Am 16. Sontag nach Trinitatis

[237] Ephes. 3.


Auff den 32. Psalm

O selig muß ich diesen Menschen preisen.


Laßt drumb nicht ab, ihr Brüder, Gott zu lieben

Und recht zu thun, wil er mich gleich betrüben.

Ich rühme mich, es freuet sich mein Sinn,

Daß ich an jetzt für euch gefangen bin.


Ich bitte stäts den Vatter unsers Herren,

Der Vatter ist in dem, was weit und ferren

Welt ist und heist, er woll' in Noth und Pein,

Durch seinen Geist euch geben starck zu seyn.


Er wolle stäts euch hertzlich lassen treiben

Deß Glaubens Thun, und Christum in euch bleiben,

Damit ihr so einander treulich liebt,

Mit wahrer Brunst, die er nur einig giebt.
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Er woll' euch auch, wie andre heil'ge Scharen,

Sein Gnadenwerck recht geben zu erfahren,

Damit ihr seht und fühlt, wie vielerley,

Wie lang und tieff und hoch die Güte sey.


Er laß euch recht die Liebe Christi kennen,

Wiewol ihr Maaß kein Mund gar nicht kan nennen,

Kein Auge sehn, dieweil sie weiter geht,

Als an die Nacht und wo die Sonn' auffsteht.


Ihm, der uns wil gar überschwencklich schencken

Viel mehr, als wir begehren und gedencken,

Sey unter uns, jetzt und in jener Zeit,

Ohn End und Ziel, Lob, Ehr und Herrlichkeit.

Quelle:
Martin Opitz: Weltliche und geistliche Dichtung, Berlin und Stuttgart [1889], S. 237-238.
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