57. Am 19. Sontag nach Trinitatis

[239] Ephes. 4.


Auff den 128. Psalm

Selig ist der gepreiset.


Schaut, daß ihr von euch leget

Den Wandel dieser Welt,

Den alten Menschen feget

Der sich durch Laster fällt.

Thut weg das Kleyd der Erden

Und liebt Gerechtigkeit,

Ein neuer Mensch zu werden,

Wie ihr erschaffen seyt.


Seyt feind den argen Lügen

Wann euer Mund was spricht,

Den Nächsten zu betriegen

Gedencket niemals nicht;

Ihr sollet Zorn nicht fassen

Und nicht nach Feindschafft stehn;

Laßt über eurem Hassen

Die Sonn nicht untergehn.


Er duldet nicht und leydet

Ein böses Lästermaul;

Den Diebstal flieht und meydet,

Seyt was zu nehmen faul

Und munter, viel zu geben.

Greifft ehrlich Arbeit an,

Zu Fristung dessen Leben

Der sich nicht retten kan.

Quelle:
Martin Opitz: Weltliche und geistliche Dichtung, Berlin und Stuttgart [1889], S. 239.
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