Am Schluß des Jahres 1849

[141] Die Glocken hallen dumpf am Jahresende,

In diesen schweren unheilvollen Zeiten

Ins Grab die deutsche Freiheit zu geleiten –

Ach! ohne Hoffnung daß ihr Los sich wende!


Gefängniß, Flucht und Tod – das ist die Spende

Für Alle, die dem Vaterland sich weihten,

Dem Volke Recht und Einheit zu erstreiten,

Daß es zu einem Reiche sich verbände!


Und doch, und doch! – Die Freiheit kann nicht sterben

Ein Volk, das sich so opferfroh gezeigt,

Kann nicht für immer, kann nicht ganz verderben!


Und wenn auch jetzt der Hoffnung Saat verblüht –

Wir säten doch – das Volk wird einst noch erben

Um was wir kämpfen und noch nicht erreicht.[142]

Quelle:
Louise Otto: Mein Lebensgang. Leipzig 1893, S. 141-143.
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