Mahnende Stimmen

[169] Dort, wo im Herbst der Himmel reiner

Herniederblaut, als hier im Lenz,

Denkst du mit stillem Lächeln meiner,

In deinem blühenden Florenz.


Die duftig blauen Bergessäume,

Des Arnothales Lichtrevier,

Die Pflanzen, Blumen und die Bäume,

Sie sprechen mahnend dir von mir.


Die schattenspendenden Platanen

Vom Epheu lind und leis' umschwankt,

Sie werden flüsternd d'ran dich mahnen,

Wie fest mein Herz sich um dich rankt.
[170]

Der Blumen glänzendes Gewimmel,

Erinnern wird dich's an die Macht,

Mit der du einen Farbenhimmel

In ein umdüstert Sein gebracht.


Und wenn in finstern Augenblicken,

Der Zwiespalt deine Brust beschleicht,

Wird dich der sanfte Duft erquicken

Des Oelzweigs, den du mir gereicht.


So weiß ich, daß ich in der Ferne

Dir ewig nah, so nahe bin,

Als wallte ich beim Licht der Sterne

An deiner Seite selig hin.

Quelle:
Betty Paoli: Neue Gedichte. Pest 21856, S. 169-171.
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