Acht und siebenzigstes Sonett.

[152] Das Fenster, das, so oft's ihr will behagen,

Die eine Sonn', um Mittag andre spüret,

Und jenes, das, von kaltem Wehn gerühret,

Bey kurzem Tag des Nordes Flügel schlagen;

Der Stein, wo still versenkt bey langen Tagen

Madonna mit sich selbst Gespräche führet,

Und all' die Orte, die ihr Fuß berühret,

Die ihrer Schönheit Schatten je getragen;

Der böse Pfad, wo Amor mich gefunden,

Der Lenz, der, wie die Jahre dannen gehen,

Mir bis auf heut' auffrischt die alten Wunden,

Der Blick und all' die Worte, die mir stehen

Tief eingegraben in des Herzens Gründen,

Lassen mein Auge Lust an Thränen finden.

Quelle:
Petrarca, Francesco: Italienische Gedichte. Band 1, Wien 1827, S. 152.
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