Sieben und siebenzigstes Sonett.

[151] Da Euch und mir so oft es sich erwiesen,

Wie unsre Hoffnung immerdar nur trüget;

Erhebt zum höchsten Gut, so stets genüget,

Das Herz, ein froher Daseyn zu begrüßen.

Dies Erdenleben gleichet einer Wiesen,

Allwo die Schlang' in Gras und Blumen lieget;

Und wenn das Aug' ein Anblick je vergnüget,

Ist's, um den Geist nur fester zu umschließen.

Ihr drum, die Ruh' und Frieden wollt erkaufen

Eurem Gemüthe vor den letzten Tagen,

Folgt Wenigen und nicht dem großen Haufen.

»Bruder, du zeigst« – wird freylich Mancher sagen –

»Den Weg, von dem du selbst dich oft verlaufen,

Von dem du weiter jetzt, als je, verschlagen.«

Quelle:
Petrarca, Francesco: Italienische Gedichte. Band 1, Wien 1827, S. 151-152.
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