Drey und achtzigstes Sonett.

[154] Kein Heil umher, wohin mein Blick sich wendet!

So langen Augenkrieg ich schon erfahre!

Weh mir! Es wird der Schmerz, der unzähmbare,

Das Herz zerstören, dessen Kampf nicht endet!

Fliehn möcht' ich; doch der Strahl, den Amor sendet,

Den Tag und Nacht im Herzen ich bewahre,

Glänzt noch so hell, daß im fünfzehnten Jahre

Er mehr, als an dem ersten Tag, mich blendet.

Sein Wiederschein, so aller Orten funkelt,

Das rings ich sehen muß, wohin ich blicke,

Dies Licht, oder ein andres, das ihm gleiche.

Von einem Lorbeer solche Waldung dunkelt,

Daß mein Erbfeind mit seltner Kunst Geschicke

Mich irr, wohin er will, führt durch's Gesträuche.

Quelle:
Petrarca, Francesco: Italienische Gedichte. Band 1, Wien 1827, S. 154-155.
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