Dreyhundert und dreyzehntes Sonett.

[88] Die süßen Härten, sanften Weigerungen,

Voll keuscher Liebe, voll von Huld und Güte;

Der milde Zorn, der mein entflammt Gemüthe,

Den Thorenwahn (jetzt seh' ich's ein) bezwungen;

Adlige Red', in welcher hell, verschlungen

Mit höchster Anmuth, höchste Zucht erglühte;

Der Schönheit Bronnen und der Tugend Blüthe,

Die allem niedern Seyn mein Herz entrungen;

Der Himmelsblick, der Seligkeit bescheeret,

Jetzt streng und stolz den Geist regiert und zügelt,

Will er nach ungerechten Dingen streben,

Zum Trost' in meinen Nöthen jetzt beflügelt; –

Der schöne Wechsel war von sel'gem Leben

Die Wurzel mir, deß sonst ich hätt' entbehret.

Quelle:
Petrarca, Francesco: Italienische Gedichte. Band 2, Wien 1827, S. 88.
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