Dreyhundert und vierzehntes Sonett.

[88] Beglückter Geist, der du ihr Aug' gelehret,

In sonn'ger Klarheit sich so sanft zu regen,

Und Seufzer gabst und ew'ger Worte Segen,

Die mein Gemüth noch immer tönen höret,

Einst sah ich dich von frommer Gluth verkläret,

Durch Gras und Veilchen Jener Fuß bewegen,

Nicht Frauen gleich, nein, wie die Engel pflegen,

Jener, die nah mir jetzt, wie niemahls kehret;

Die, als du gingst zu deinem Schöpfer hinnen,

Du nieden ließest nebst dem holden Schleyer,

Den hohe Fügung dir verliehn auf Erden.

Du schiedest aus der Welt, mit dir so Minnen

Als Huld; vom Himmel fiel der Sonne Feuer,

Und süß begann das Sterben da zu werden.

Quelle:
Petrarca, Francesco: Italienische Gedichte. Band 2, Wien 1827, S. 88-89.
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