Dreyhundert und fünfzehntes Sonett.

[89] Ach, deine Hand dem müden Geiste reiche,

Amor und meinem Kiel, dem schwachen, bangen,

Von ihr zu sagen, die empor gegangen,

Unsterblich, Bürgerinn im Himmelreiche!

Gib, daß mein Wort, o Herr, sein Ziel erreiche,

Wohin es durch sich selbst nicht kann gelangen,

Dieweil die Welt, nicht werth, sie zu umfangen,

Nichts hat, was ihr an Reiz und Tugend gleiche!

Drauf Er: »Was wir, ich und der Himmel, können,

Und guter Rath und frommen Umgangs Freuden,

Das war in ihr; nun läßt's der Tod entbehren.

Keine Gestalt war je ihr gleich zu nennen

Seit Adams Ersterwachen. – G'nug vor'm Scheiden!

Mit Zähren sag' ich's, und du schreibst's mit Zähren.«

Quelle:
Petrarca, Francesco: Italienische Gedichte. Band 2, Wien 1827, S. 89.
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