Dreyhundert und drittes Sonett.

[83] Von schönsten Augen und von hellsten Wangen,

Die je geschimmert, von den schönsten Flechten,

Die um den Glanz wohl Gold und Sonne brächten,

Von süßem Lächeln, Worten süß empfangen,

Von Hand und Arm, so regungslos gefangen

Hätten, die muthigst gegen Amor fechten,

Von schönstem Fuß und Wesen, unsern Nächten

Aus Paradieseslicht hervorgegangen,

Kam Leben meinem Geist; deß hat nun Freude

Mit seiner Bothen Schar der Fürst der Höhe,

Und ich bin blind und nackend hier geblieben.

Nur Einen Trost erharr' ich meinem Leide,

Daß sie, die all mein Denken sieht, erflehe

Die Gnade mir, bey ihr zu wohnen drüben.

Quelle:
Petrarca, Francesco: Italienische Gedichte. Band 2, Wien 1827, S. 83.
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