Einhundert drey und achtzigstes Sonett.

[19] Von wannen nahm Amor das Gold, zu weben

Ein blondes Flechtenpaar? Und jene Rosen

Von welchen Dornen? Und von welchen Moosen

Den zarten, frischen Reif mit Puls und Leben?

Woher die Perlen, zügelnd zu umschweben

Der süßen Worte züchtig fremdes Kosen?

Woher der Stirn, der heitern, wolkenlosen,

Die Zauber all', die göttlich sie umweben?

Von welchen Engeln stieg, aus welcher Sphäre

Herab so himmlisches, so schmelzend Singen,

Daß wenig nun zu schmelzen bleibt hienieden?

Von welcher Sonn' entsprang des Lichtes Hehre

In Augen, die mir Krieg und Frieden bringen,

So mir das Herz in Eis und Feuer sieden?

Quelle:
Petrarca, Francesco: Italienische Gedichte. Band 2, Wien 1827, S. 19.
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