Einhundert zwey und achtzigstes Sonett.

[18] Der neue Sang, der Vöglein Klageweisen

In erster Frühe durch die Thäler hallen,

Und plätschernd rauschen flüssige Krystallen

Klar, frisch und leicht dahin in ihren Gleisen.

Die Schnee'ge mit dem Goldgelock, zu preisen,

Daß liebend nimmer sie in Trug verfallen,

Erweckt mich bey der Liebestänz' Erschallen,

Striegelnd die Silberlocken ihrem Greisen.

Erwacht grüß' ich Auroren und im Bunde

Mit ihr die Sonn', und andre, deren Sehen

Mich blendet' eh', und noch es thut zur Stunde.

Einst sah ich mit einander Beyd' erstehen,

Und sieh, in einer Stund', einer Secunde

Ließ die die Sterne, jene die vergehen.

Quelle:
Petrarca, Francesco: Italienische Gedichte. Band 2, Wien 1827, S. 18-19.
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