Einhundert drey und dreyßigstes Sonett.

[179] Läßt Amor schöne Augen erdwärts streichen,

Sammelnd in einen Seufzer mit den Händen,

Der Sehnsucht Hauch', als Wort sie zu entsenden,

Hell, lieblich, Engel-, Götterlaut zu gleichen,

Fühl' ich mein Herz in Süßigkeit entweichen

Und drin Gedank' und Wollen sich mir wenden;

Dann sprech' ich: »Möcht' es so doch mit mir enden,

Will mir den Ehrentod der Himmel reichen!«

Der Klang doch, der so süß die Sinne bindet,

Zügelt den Geist, bereit schon zu entschweben,

Durch große Lust nach solcher Laute Schöne.

So leb' ich, und so breitet denn und windet

Des Lebens Faden auf, die mir gegeben,

Diese des Himmels einzige Sirene.

Quelle:
Petrarca, Francesco: Italienische Gedichte. Band 1, Wien 1827, S. 179-180.
Lizenz:
Ausgewählte Ausgaben von
Canzoniere
Canzoniere - Eine Auswahl (Italienisch/Deutsch)
Canzoniere: 50 Gedichte mit Kommentar. Ital. /Dt.
Canzoniere. Zweisprachige Gesamtausgabe.
Canzoniere
Canzoniere /Triumphe /Verstreute Gedichte: Ital. /Dt.