Einhundert vier und dreyßigstes Sonett.

[180] Süßen Gedanken Amor zu mir schicket,

Der zum Vertrauten zwischen uns erlesen,

Und spricht, mich tröstend, daß er nie gewesen

Bereit, wie jetzt, zu dem, was mich beglücket.

Ich aber, der bald Truggeweb' erblicket,

Bald Wahrheit auch in seiner Rede Wesen,

Glaube nur halb, kann Zweifels nicht genesen,

Und Ja und Nein fortan mein Herz zerstücket.

So fliehn die Jahr' und in des Spiegels Scheine

Seh' ich der Zeit mich nahen, die entgegen

Seinem Versprechen so als meinem Hoffen.

Mag seyn, was kann; altr' ich doch nicht alleine,

Und mit den Jahren wechselt nicht mein Regen;

Vor kurzer Zeit nur bangt, die mir noch offen.

Quelle:
Petrarca, Francesco: Italienische Gedichte. Band 1, Wien 1827, S. 180.
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