Einhundert drey und siebenzigstes Sonett.

[14] Die süßen Höhn, wo ich mich ließ zurücke,

Denen ich fliehend nie doch kann entfliehen,

Ziehn mir voraus; die Amor mir verliehen,

Die theure Last, ruht ewig im Genicke.

Oft voll Verwund'rung auf mich selbst ich blicke,

Daß fort ich wandl' und mich, trotz allem Mühen,

Dem schönen Joche nimmer konnt' entziehen;

Je ferner ich, so näher ich ihm rücke.

Dem Hirsch gleich, dem vom Stahl die Wunde blutet,

Er flieht dahin mit giftgetränktem Pfeile,

Fühlt stärkern Schmerz, je stärker er sich sputet;

So ich, den Stahl im Herzen, der zum Theile

Den Tod mir gibt und mir zum Theil gemuthet;

Vor Schmerz vergeh' ich und ermatt' in Eile.

Quelle:
Petrarca, Francesco: Italienische Gedichte. Band 2, Wien 1827, S. 14.
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