Einhundert drey und vierzigstes Sonett.

[184] Wohl tausend Flüss' an einem Tag' und Höhen

Hat Amor in Ardennen mir gezeiget,

Der Herz und Fuß der Seinen Flügel reichet,

Daß lebend sie den dritten Himmel sehen.

Mich freut, daß wehrlos ich's gewagt, zu gehen,

Wo ohne Warnen Mars in Waffen steiget,

Ein Schiff, das sonder Mast und Ruder fleuget,

Mit Weh beladen, durch erregte Seeen.

Doch da die finstre Reise nun geendet,

Denkend, woher ich kam, mit welchen Schwingen,

Fühl' aus zu großem Muth ich Furcht entspringen.

Nur schönes Land und Stromes Frieden sendet

Mir neuen Muth durch freundliches Empfangen

In's Herz, gewandt nach seiner Sonne Prangen.

Quelle:
Petrarca, Francesco: Italienische Gedichte. Band 1, Wien 1827, S. 184-185.
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