Einhundert vier und vierzigstes Sonett.

[185] Amor spornt mich, und zügelt mich, zu stehen,

Macht eisig mich und heiß, kühn und verzaget,

Lächelt und zürnet, ruft mich und verjaget,

Hält jetzt in Hoffnung mich und jetzt in Wehen,

Führt müdes Herz durch Tiefen und durch Höhen,

Daß alle Spur der irren Lust versaget,

Und höchste Freud' ihr, scheint es, mißbehaget;

So ist mein Geist voll Irrthums, nie gesehen.

Die Furth zeigt ihm ein freundlicher Gedanke,

Durch Wasser nicht, die aus dem Auge rannen,

Dahin schnell, wo er Frieden hofft, zu fliegen.

Dann führt ihn gleichsam größre Macht von dannen;

Nun muß er anders ziehn, und, wie er schwanke,

Seinem und meinem langen Tod sich fügen.

Quelle:
Petrarca, Francesco: Italienische Gedichte. Band 1, Wien 1827, S. 185.
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