Einhundert ein und dreyßigstes Sonett.

[178] So oft ihr weißer Fuß durch frische Wiesen

Die süßen Schritte ehrbarlich beweget,

Scheint, was in Blumen sich und Gräsern reget,

Rings zu entströmen ihren zarten Füßen.

Amor, der Schönes nur sich will erkiesen,

Da seine Kraft nur zu bewähren pfleget,

So warme Luft in schönen Augen heget,

Daß mich kein Gut, kein Mahl lockt, außer diesen.

Und mit dem holden Blick und mit dem Schritte

Verbündet sich der Worte süße Gabe

Und sanft-demüthiglich bescheidne Sitte.

Von den vier Funken hat zum Theil begonnen

Die Gluth, von der ich Flamm' und Leben habe,

Der ich ein nächt'ger Vogel in der Sonnen.

Quelle:
Petrarca, Francesco: Italienische Gedichte. Band 1, Wien 1827, S. 178-179.
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