Einhundert fünf und sechszigstes Sonett.

[10] O schöne Hand, die um mein Herz sich schläget,

Die du mein Seyn umfängst in kleinem Runde;

O Hand, wo allen Fleiß und alle Kunde

Gott und Natur, zum Ruhm sich ausgeleget!

Fünf Perlen, wie der Orient sie heget,

Und grausam nur und hart für meine Wunde!

Ihr Finger zart, die Amor recht zur Stunde,

Mich reich zu machen, ohne Hülle reget!

O Handschuh du, so weiß und weich und theuer,

Deckend blank Elfenbein und frische Rosen!

Wer sah so schöne Hülle je auf Erden?

Hätt' ich doch Gleiches von dem schönen Schleyer!

O Unbestand von allen Erdenloosen!

Ein Raub ist's; und er wird entwandt mir werden.

Quelle:
Petrarca, Francesco: Italienische Gedichte. Band 2, Wien 1827, S. 10.
Lizenz:
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