Einhundert sechs und sechszigstes Sonett.

[10] Nicht bloß die nackte Hand vor andern Dingen,

Die sich, o Schmerz! auf's Neu' mir will entrücken,

Die andr' auch und zwey Arme an sich schicken,

Behend mein furchtsam friedlich Herz zu zwingen.

Tausend stellt Amor, kein' umsonst der Schlingen,

In seltner Reize Lust mich zu umstricken,

Die so den Leib, den himmlisch hehren, schmücken,

Daß Sprache nicht noch Geist so hoch sich schwingen:

Die heitern Augen, sternenlichten Braunen,

Der schöne engelische Mund, wo liegen

Bey Perl' und Rosen süßer Rede Wonnen,

Die alles zittern machen vor Erstaunen,

Die Stirn auch und die Locken, die besiegen

Am Sommermittag selbst den Glanz der Sonnen.

Quelle:
Petrarca, Francesco: Italienische Gedichte. Band 2, Wien 1827, S. 10-11.
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