Einhundert neun und fünfzigstes Sonett.

[7] Den Geist ich mit so edler Speise nähre,

Daß Nektar und Ambrosia nichts dagegen;

Seh' ich, – vergessen ist all' andrer Segen,

Und Lethe's Fluthen ich von Grund aus leere,

Dann schreib' in's Herz ich Andres, so ich höre,

Daß nimmer sich die Seufzer drinnen legen;

Entführt, weiß nicht, wohin, von Amors Regen,

Von zweyen Süßigkeiten so ich zehre.

Denn jene Stimme, so die Gunst errungen

Des Himmels selbst, so holdes Wort gestaltet,

Wie's keiner denkt, dem's niemahls ist erklungen.

Zugleich in kleinster Spanne Raum entfaltet

Sich's klar, wie in des Lebens Niederungen

Kunst, Geist, Natur, und Himmel mächtig waltet.

Quelle:
Petrarca, Francesco: Italienische Gedichte. Band 2, Wien 1827, S. 7.
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