Einhundert acht und fünfzigstes Sonett.

[6] Laß, Amor, uns, zu sehn, was uns entzücket,

Dinge, neu und erhaben, stille stehen!

Die Wonnen sieh', die von ihr niederwehen,

Das Licht, mit dem die Welt der Himmel schmücket!

Sieh', welche Kunst ihr reiches Kleid gesticket

Mit Purpur, Perlen, Gold, sonst nie gesehen;

Wie durch dies Schattenthal freundlicher Höhen

So holder Art sie Fuß und Augen schicket;

Das Gras, der Blumen tausendfarb'ger Schimmer,

Um schwarzen, alten Eichbaum ausgestreuet,

Flehn, daß der schöne Fuß sie rühr' und drücke.

Und wie von lichtem, liebesel'gem Flimmer

Erstrahlt der Himmel rings und schaut erfreuet,

Daß aufgeheitert ihn so schöne Blicke.

Quelle:
Petrarca, Francesco: Italienische Gedichte. Band 2, Wien 1827, S. 6-7.
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