Einhundert sechs und zwanzigstes Sonett.

[176] Amor und ich verwundernd nach ihr schauen,

Wie wer etwas Unglaubliches ersiehet,

Wann sie den Mund zum Lächeln hold verziehet

Und spricht, die sich nur gleicht, nicht andern Frauen.

Aus schönem Himmel ruhig heitrer Brauen

Mein treues Sternenpaar so funkelnd sprühet,

Daß andres Licht nicht leitet noch durchglühet

Den, der sich hoher Liebe will vertrauen.

Welch Wunder, wann sie in der Gräser Nicken

Wie eine Blume sitzt, oder wann leise

Den grünen Rasen drückt des Busens Weiße!

Und wie so süß, im Lenz sie zu erblicken,

Wann in Gedanken sie wandelt alleine,

Flechtend den Kranz für krausen Goldes Reine!

Quelle:
Petrarca, Francesco: Italienische Gedichte. Band 1, Wien 1827, S. 176.
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