Einhundert sieben und dreyßigstes Sonett.

[181] Amor gab freundlich-strengem Arm mich eigen,

Der tödtlich faßt; und Schmerzen zwiefach schalten,

Wird Klage laut. Drum wie ich's stets gehalten,

Ist's besser wohl, sterben in Lieb' und schweigen.

Beeistem Rheine müßte Gluth erzeugen

Ihr Aug' und jede harte Rinde spalten,

Und ihrer Schönheit gleicht ihr stolzes Walten,

Daß ihr mißfällt, gefällig sich zu zeigen.

Nicht kann mit aller Einsicht je ich heben

Den schönen Demant, der ihr Herz versteinet;

Das Andr' ist Marmor, athmend, lebensrege.

Doch wird sie nie mit allem Widerstreben

Verwehren mir, wie finster sie erscheinet,

Daß Hoffnung ich und süße Seufzer hege.

Quelle:
Petrarca, Francesco: Italienische Gedichte. Band 1, Wien 1827, S. 181-182.
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