Einhundert sieben und siebenzigstes Sonett.

[16] Huld, die der Himmel Wen'gen gibt zu eigen;

Tugend, nicht heimisch in der Menschen Kreise;

Und unter blondem Haar Verstand der Greise;

Und Himmelsschönheit bey demüth'gem Neigen;

Ein huldreich fremd und einziges Bezeigen;

Ein Singen, so im Herzen nachtönt leise;

Der Engelgang: ein Geist, der glüher Weise

Das Härtste brechen muß und Hochmuth beugen;

Und schöne Augen, Herzen zu versteinen,

Mächtig, so Nacht als Tiefen zu erhellen,

Geister, dem Leib' entführt, andern zu geben;

Worte, die süßem, hohem Sinn sich einen,

Und lieblich unterbrochner Seufzer Schwellen;

Die Zauberer verwandelten mein Leben.

Quelle:
Petrarca, Francesco: Italienische Gedichte. Band 2, Wien 1827, S. 16.
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