Einhundert und achtes Sonett.

[167] Amor, der mir im Herzen lebt und waltet,

Und drinnen einen höhern Thron empfangen,

Gewappnet kommt er oft auf meine Wangen,

Hält da gelagert sein Panier entfaltet.

Sie, die mich lehrt, wie Lieb' und Leid gestaltet,

Und will, daß Scham, Vernunft und scheues Bangen

Die Hoffnung zügl' und brennendes Verlangen,

Zürnt ob der Gluth, die nimmerdar erkaltet.

Zum Herzen fliehet Amor da voll Grausen

Und weint und zittert, lassend all' sein Treiben;

Da birgt er sich und kommt nicht mehr nach außen.

Was kann ich, fürchtend meinen Herrn, beginnen,

Als bis zur letzten Stund' ihm treu zu bleiben?

Wer schön in Liebe stirbt, geht schön von hinnen.

Quelle:
Petrarca, Francesco: Italienische Gedichte. Band 1, Wien 1827, S. 167.
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