Einhundert und siebentes Sonett.

[166] Je sehnsuchtsvoller ich die Flügel breite,

Zu euch, o süße, liebe Schar, zu dringen,

So mehr verwirrt in Vogelleim die Schwingen

Mir das Geschick, treibt irr mich in die Weite.

Das Herz, das, send' ich's aus, mit mir im Streite,

Will nur im sonn'gen Thal die Zeit verbringen,

Wo unsre Fluthen mehr das Land umschlingen,

Ehgestern ließ ich's weinend von der Seite.

Ich ging zur Linken, es sich rechtwärts wandte,

Es nach Jerusalem an Amors Händen,

Der Stärk' ich folgend nach Aegyptenlande.

Doch pflegt Geduld in Schmerzen Trost zu spenden;

Denn wie es langer Brauch uns vorgeschrieben,

Sind selten wir und kurz beysammen blieben.

Quelle:
Petrarca, Francesco: Italienische Gedichte. Band 1, Wien 1827, S. 166-167.
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