Einhundert und sechstes Sonett.

[166] Du Haus des Zorns! o Born du der Bedrängniß!

Schule des Wahns! Tempel der Ketzereyen!

Einst Rom, nun Babel, falsch, zu maledeyen,

Das so viel Thränen bringt, so viel der Bängniß!

O Werkstatt du des Trugs! grausam Gefängniß,

Wo Gutes stirbt, nur Böses will gedeihen!

Hölle Lebend'ger! Wollte Christ verzeihen,

Nicht zürnen, wunderbar wär' solch Verhängniß.

In keuscher Armuth klein gegründet, endlich

Hebst gegen deine Gründer du die Hörner,

Schamlose Metze! Worauf steht dein Hoffen?

Auf deine Buhlen? Schätze, die du schändlich

Erworben all'? – Nicht Constantin kommt ferner;

Doch nehm's die traur'ge Welt, die es betroffen.

Quelle:
Petrarca, Francesco: Italienische Gedichte. Band 1, Wien 1827, S. 166.
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