Einhundert und siebenzigstes Sonett.

[12] Seele, die du von so verschied'nen Dingen

Siehst, hörst, ließt, sprichst und schreibst und denkest innen,

Ihr, meine Blick', und du vor andern Sinnen,

Der frommes Wort in's Herz du lässest dringen,

Wie ungern hättet ihr die Pfadesschlingen

Betreten, vor und eh', wo Nebel spinnen,

Konntet ihr die zwey Lichter nicht gewinnen,

Nicht liebe Spuren, die voraus euch gingen!

Nun mit so hellem Licht, solchem Geleite

Wird sonder Irrsal kurze Bahn durchschnitten,

Daß sie für ew'ge Wohnung uns bereite.

Ring' auf, mein schwacher Muth, zum Himmel, mitten

Durch Ihres süßen Zornes Nebel schreite,

Folgend dem Himmelsstrahl, den frommen Tritten.

Quelle:
Petrarca, Francesco: Italienische Gedichte. Band 2, Wien 1827, S. 12-13.
Lizenz:
Ausgewählte Ausgaben von
Canzoniere
Canzoniere - Eine Auswahl (Italienisch/Deutsch)
Canzoniere: 50 Gedichte mit Kommentar. Ital. /Dt.
Canzoniere. Zweisprachige Gesamtausgabe.
Canzoniere
Canzoniere /Triumphe /Verstreute Gedichte: Ital. /Dt.