Einhundert ein und siebenzigstes Sonett.

[13] Süß ist der Zorn, süß friedliches Bezeigen,

Süß jede Bürde, Kummer süß und Bangen.

Süß jedes Wort mit süßer Lust empfangen,

Wo süße Hauch' und süße Gluthen steigen.

Nicht klag', o Seele; duldend mußt du schweigen,

Mildern das bittre Süß, das uns befangen,

Mit süßer Ehr', aus Lieb' hervorgegangen

Zu ihr, zu der ich sprach: Dein bin ich eigen! –

Vielleicht kommt Mancher einst und rufet stöhnend

In süßem Neid: »Wohl viel hat übernommen

Für schönste Liebe der zu seinen Zeiten!«

Und Andrer: »O Geschick, mein Aug' verhöhnend!

Daß ich sie nicht gesehn! Daß sie gekommen

Nicht später, oder ich nicht mehr bey Zeiten!«

Quelle:
Petrarca, Francesco: Italienische Gedichte. Band 2, Wien 1827, S. 13.
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