Einhundert und zwölftes Sonett.

[169] Hin, wo im Sonnenstrahl Gräser sich neigen,

Und wo ihm trotzend, Schnee und Schollen ragen;

Hin, wo kühl ist und leicht der Sonne Wagen;

Wo ihre Strahlen sinken, wo sie steigen;

In Armuth, oder zu der Stolzen Reigen;

In heitre Luft, durch Nebel hingetragen;

Hin in die Nacht, zu lang' und kurzen Tagen,

Zu Jugendfrisch' und reifern Alters Neigen;

In Himmel, Erde, Unterwelt gebettet,

In sumpf'gen Thalesgrund, auf Bergeshöhen;

Ein freyer Geist und an den Leib gekettet;

Mit dunklem Nahmen und in Ruhmes Schimmer –

Derselbe stets, werd' leben ich, wie immer,

Fortseufzend, wie es fünfzehn Jahr' geschehen.

Quelle:
Petrarca, Francesco: Italienische Gedichte. Band 1, Wien 1827, S. 169.
Lizenz:
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