Neun und zwanzigstes Sonett.

[127] Orso, nie schmerzen so mich See und Flüsse,

Nicht so das Meer, wohin die Bäch' entweichen,

Nicht Schatten so von Mauer, Berg' und Zweigen,

Nicht Wolkenhimmel so noch Regengüsse,

Und wie sie heißen all' die Hindernisse,

Die bergend vor der Menschen Blicken steigen, –

Wie ob den Augen jenes Schleyers Neigen,

Der mich zu Thränen ruft und Kümmernisse.

Und der gesenkte Blick, der alle Freude

Aus Demuth oder Stolz mir kehrt in Trauer,

Ist Schuld, daß ich zu früh von hinnen scheide.

Auch eine weiße Hand kränkt, die mit schlauer

Gewandtheit immerdar zu meinem Leide

Vor'm Auge steht gleich einer Felsenmauer.

Quelle:
Petrarca, Francesco: Italienische Gedichte. Band 1, Wien 1827, S. 127.
Lizenz:
Ausgewählte Ausgaben von
Canzoniere
Canzoniere - Eine Auswahl (Italienisch/Deutsch)
Canzoniere: 50 Gedichte mit Kommentar. Ital. /Dt.
Canzoniere. Zweisprachige Gesamtausgabe.
Canzoniere
Canzoniere /Triumphe /Verstreute Gedichte: Ital. /Dt.