Vier und dreyßigstes Sonett.

[129] Neun Tage schon vom hohen Söller siehet

Und forscht Apoll mit eitler Mühewaltung

Nach ihr, die einst ihn, sorglos der Erhaltung,

Zu Seufzern trieb und Andre nun durchglühet.

Er sucht und weiß es nicht, ob nah sie blühet,

Oder ob fern in dunkeler Entfaltung.

Nun gleicht er dem an schreckender Gestaltung,

Den Schmerz berückt, weil das Geliebt' entfliehet. –

So stand er trauernd hinter Wolkengründen,

Sah nicht das Antlitz kehren, dessen Prangen

Ich tausend Blättern – leb' ich – anvertraue.

Vor Gram ließ so verwandelt er sich finden,

Daß Thränen aus dem schönen Auge drangen,

Weshalb die Luft ich noch verfinstert schaue.

Quelle:
Petrarca, Francesco: Italienische Gedichte. Band 1, Wien 1827, S. 129-130.
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