Fünf und dreyßigstes Sonett.

[130] Der in Thessalien einst es konnte wagen,

Mit Bürgerblute rings das Land zu färben,

Weint', als von seines Tochtermannes Sterben

Des Hauptes wohlbekannte Züg' ihm sagen;

Und jener Hirt, der Goliath erschlagen,

Seufzt der Empörung seines Sohns und Erben,

Und weint dem Tode Sauls, dem schmachvoll herben;

Drob wohl ein stolzer Berg mag bitter klagen.

Doch ihr, die Mitleid nimmermehr bezwungen,

Die Waff' und Schirm ihr immer habt bereitet

Für Amors Bogen, der vergebens zielet;

Ihr seht von Todesfahren mich umrungen,

Und keine Thräne eurem Aug' entgleitet,

Nur Zorn und Unmuth drinnen leuchtend spielet.

Quelle:
Petrarca, Francesco: Italienische Gedichte. Band 1, Wien 1827, S. 130.
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