Zweyhundert drey und dreyßigstes Sonett.

[48] Augen, verhüllt ist unsrer Sonne Glühen,

Ja strahlend ward zum Himmel sie erhöhet.

Da sehn wir einst sie wieder; harrend stehet

Sie dort und klagt vielleicht, daß wir verziehen.

Ihr meine Ohren, andrem Ohr' erblühen

Die Engelsworte, das sie baß verstehet;

Ihr Fuße, euer Recht dahin nicht gehet,

Wo sie, die euch gemacht so viel der Mühen.

O daß ihr diesen Kampf mir drum erließet!

Durch mich nicht habt ihr den Besitz des Schönen,

Sein Sehen, Hören, Finden eingebüßet.

Tadelt den Tod; doch preiset vielmehr jenen,

Der knüpft und löst, öffnet zugleich und schließet,

Und der auch froh zu machen weiß nach Thränen.

Quelle:
Petrarca, Francesco: Italienische Gedichte. Band 2, Wien 1827, S. 48.
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