Zweyhundert zwey und dreyßigstes Sonett.

[47] Harte Gedanken, laßt in Ruh' mich fahren!

Nicht g'nug, daß Amor, Tod und Schicksal liegen

Mir an der Pfort' und ringsum mich bekriegen,

Soll drin ich andre Streiter noch gewahren?

Und du, mein Herz, noch bist du, wie vor Jahren,

Treulos an mir nur, daß den wilden Zügen

Die Thür du öffnest, froh, dich anzuschmiegen

Der Feinde leichten und gewandten Scharen.

In dir hegt Amor die geheimen Bothen,

Entfaltet Schicksal alle seine Ehren,

Tod die Erinnerung von jenem Schlage,

Der meines Lebens Rest noch muß zerstören;

In dir wird Wahn bewehrt und aufgebothen;

Drum ich um all' mein Weh nur dich verklage.

Quelle:
Petrarca, Francesco: Italienische Gedichte. Band 2, Wien 1827, S. 47-48.
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