Zweyhundert drey und vierzigstes Sonett.

[53] Nimmer hat Mutter theuren Sohn beglücket,

Nie liebesheiße Herrinn ihren Treuen

So unter Seufzern und so bangem Scheuen

Mit theuerm Rath, wann Zweifel ihn umstricket,

Wie Sie, wenn sie mich so verbannt erblicket

Aus ihres ew'gen Hauses lichten Bläuen,

Oft kehrt, die alte Huld mir zu erneuen,

Mit Doppelliebe ihre Stirn geschmücket,

Mutter und Liebende; in frommen Gluthen

Loht sie, und zaget dann, und zeigt im Sprechen,

Was fliehn ich soll und was erspähn hienieden,

Zählt auf des Lebens mancherley Gebrechen,

Flehend, der Seel' Erhebung froh zu sputen;

Und wenn sie spricht nur, hab' ich Ruh und Frieden.

Quelle:
Petrarca, Francesco: Italienische Gedichte. Band 2, Wien 1827, S. 53.
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