Zweyhundert vier und vierzigstes Sonett.

[53] Könnt' mahlen ich der Seufzer lindes Weben

Von ihr, der Herrinn, nun in Himmelshöhen,

Die hier noch scheint zu fühlen und zu gehen,

Zu athmen und zu lieben und zu leben, –

O, wecken müßt' es heißer Sehnsucht Beben;

So kehrt mit liebend-eifersücht'gem Spähen

Sie, fürchtend, mich ermatten noch zu sehen,

Und rückwärts oder nach der Linken streben.

Grad' aus weist sie, und ich, der wohl ergründet

Ihr keusches Locken und die frommen Bitten

Mit süßem, ernst- und liebendem Belehren,

Muß richten mich nach ihr bey allen Schritten,

Von ihrer Rede Süßigkeit entzündet,

Die einem Felsen wohl entlockte Zähren.

Quelle:
Petrarca, Francesco: Italienische Gedichte. Band 2, Wien 1827, S. 53-54.
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