Zweyhundert fünf und vierzigstes Sonett.

[54] Sennuccio, wenn du einsam auch im Leide

Mich ließest, ist mir Trost doch aufgegangen,

Weil aus dem Leib', wo todt du lagst, gefangen,

Du stolz erhoben dich im Flügelkleide.

Nun siehst auf einmahl du die Pole beyde,

Und irre Stern' auf krummen Pfade prangen,

Und siehst, wie schwaches Sehen wir empfangen;

So mildre ich mein Weh mit deiner Freude.

Wohl aber fleh' ich dich, in dritter Sphäre

Guitton, Cino und Dante Gruß zu sagen,

Und unserm Franceschin und wer es höre.

Auch magst du wohl es meiner Herrinn klagen,

Wie ich zum Wilde ward, von Thränen zehre,

Denkend ihr schön Gesicht und fromm Betragen.

Quelle:
Petrarca, Francesco: Italienische Gedichte. Band 2, Wien 1827, S. 54.
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