Zweyhundert ein und siebenzigstes Sonett.

[67] Dahin ist ach! die Zeit nun und vergangen,

Wo Kühl' ich fand, von Gluthen rings umlichtet!

Hin Sie, von der geklagt ich und gedichtet!

Doch ließ sie Thränen mir zurück und Bangen.

Dahin des frommen Angesichtes Prangen!

Doch ging's, die süßen Blick' auf's Herz gerichtet,

Auf's Herz, einst mein, das von mir schied, verpflichtet

Ihr, die's mit schönem Mantel hielt umfangen.

Zur Erd' hat sie's, zum Himmel mitgenommen,

Wo sie nun triumphirt, prangend im grünen

Lorbeer, den siegreich Tugend ihr verliehen.

O könnt' ich dieser Erdenhüll' entklommen,

Die mit Gewalt mich hält, könnt' ich mit ihnen

Von Seufzern frey zu sel'gen Geistern ziehen!

Quelle:
Petrarca, Francesco: Italienische Gedichte. Band 2, Wien 1827, S. 67.
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