Zweyhundert neun und dreyßigstes Sonett.

[51] Wie oft in süßer Einsamkeit mit Stöhnen,

Fliehend Welt und mich selbst, so es vergönnet,

Bad' ich das Gras und meine Brust in Thränen.

Während mein Seufzen rings die Luft zertrennet,

Wie oft bin ich allein mit scheuem Wähnen

Durch Schatten und durch Finsterniß gerennet,

Suchend mein Höchstes, meine Lust mit Sehnen,

Die Tod mir nahm: drum oft mein Mund sie nennet.

Bald sah' ich sie als Nymph', als Göttinn steigen,

So aus der Sorga klarstem Grund erstehen,

Und nieder sich am Strand zum Sitzen beugen;

Bald sah' ich sie auf frischem Rasen gehen,

Gleich ird'scher Frauen über Blumen steigen,

Und mit des Mitleids Blicken nach mir sehen.

Quelle:
Petrarca, Francesco: Italienische Gedichte. Band 2, Wien 1827, S. 51.
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