Zweyhundert und vierzigstes Sonett.

[51] Glücklicher Geist, den oft ich sehe kehren,

In Schmerzensnacht mich tröstend zu umfangen

Mit Augenglanz, nicht durch den Tod verhangen,

Geschmückt vielmehr mit überird'schen Ehren,

Wie freu' ich mich, daß du mir willst verklären

Mit deinem Anblick meiner Tage Bangen!

So seh' ich nah mir deiner Reize Prangen

Sich an gewohnter Stelle neu gebären.

Wo viele Jahr' ich dich besungen ehe,

Muß ich nun, wie du siehest, dich beweinen;

Nicht dich beweinen, bloß mein eignes Wehe.

Nur einen Trost in großem Leid ich sehe;

Daß ich sogleich erkenne beym Erscheinen

An Gang, Wort, Kleid und Antlitz deine Nähe.

Quelle:
Petrarca, Francesco: Italienische Gedichte. Band 2, Wien 1827, S. 51-52.
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