Zweyhundert neun und fünfzigstes Sonett.

[61] O Thal du, voll von meinen Klagetönen,

O Strom, den oftmahls meine Thränen schwellen,

O Wild, o Vögel, und ihr Fisch' in Wellen,

Um die sich hegend grüne Ufer dehnen!

O Luft, heiter und warm, von meinem Stöhnen!

O all' ihr süßen sonst, nun bittern Stellen!

Hügel, mir Lust einst, nun des Grams Gesellen,

Wohin mich Amor führt durch lang Gewöhnen!

Die alten Formen find' ich allerwegen;

Nicht ach! in mir, der, frohem Sinn enthoben,

Ein Haus ich ward, endlose Trauer fassend.

Von hier sah ich mein Glück; auf diesen Stegen

Kehr' ich, zu sehn, von wo sie stieg nach oben,

Auf Erden ihre schöne Hülle lassend.

Quelle:
Petrarca, Francesco: Italienische Gedichte. Band 2, Wien 1827, S. 61.
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