Zweyhundert und sechsstes Sonett.

[30] Ein frisches Rosenpaar, gepflückt in Eden,

Ehgestern, bey des ersten May's Entfalten,

Ein schön Geschenk von liebem, klugen Alten,

Zwey Jüngeren gereicht, eine für Jeden,

Mit einem Lächeln und so süßem Reden,

Zu rühren auch den rauhen Mann und kalten,

Mit strahlenden Gefunkels süßem Walten

Verändert' es im Angesicht Jedweden.

»Nicht sieht ein gleiches Liebespaar die Sonne!«

Sprach lächelnd er und seufzete dazwischen,

Und beyd' umarmend wandt' er sich im Runde.

So theilt' er seiner Wort' und Rosen Wonne;

Drob noch im Herzen Freud' und Furcht sich mischen.

O sel'ge Rednergab', o frohe Stunde!

Quelle:
Petrarca, Francesco: Italienische Gedichte. Band 2, Wien 1827, S. 30-31.
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